Teraflop-CPU
Erster 80-Kern-Prozessor vorgestellt
Intels Prototyp soll die Leistung eines Supercomputers erreichen, dabei aber ebenso klein und sparsam sein, wie aktuelle Desktop-Chips.
Beim Design des Chips haben sich die Entwickler offenbar an dem Motto "Viel hilft viel," orientiert. Mit Erfolg, wie sie jetzt im Rahmen der Integrated Solid State Circuits Conference (ISSCC) in San Francisco zeigen konnten. Nicht weniger als 80 Prozessorkerne konnten sie auf der Fläche eines Fingernagels zusammenpressen. Gewöhnliche PC-CPUs dagegen, sind üblicherweise mit ein oder zwei solchen Rechenwerken ausgestattet. Nur im Server-Bereich werden schon jetzt Vierkern-CPUs eingesetzt. Desktop-Rechner mit derartigen Prozessoren sollen erst im Laufe des Jahres auf den Markt kommen.
Die mit dem neuen Chip erreichbare Rechenleistung beziffert Intel mit einer Billion Rechenoperationen pro Sekunde. In der Sprache der Computer-Hersteller wird dieser Wert als ein Teraflop bezeichnet.
Ein Chip ersetzt 10.000 Prozessoren
Damit liegt Intels Experimental-Chip auf dem Niveau des Supercomputers ASCII Red. Der 1996 gebaute Riesen-Rechner benötigte seinerzeit allerdings fast 10.000 jeweils mit 200 Megahertz getaktete Pentium Pro-CPUs, um auf eine Rechenleistung von einem Teraflop zu kommen. Sein Stromverbrauch lag bei 500 Kilowatt. Zudem mussten weitere 500 Kilowatt allein zur Kühlung des 180 Quadratmeter großen Rechner-Raumes aufgebracht werden.
Intels mit 3,16 Gigahertz tickende 80-Kern-CPU gebiert sich dagegen als wahres Stromspar-Genie. Nicht mehr als 64 Watt soll sie, dem Hersteller zufolge, unter Vollast verbrauchen. Das ist weniger, als viele aktuelle Zweikern-Prozessoren aus der Stromleitung ziehen.
Noch kein Massenprodukt
Noch ist Intels Entwicklung daher nur als Fingerübung anzusehen. Eine Massenfertigung von Chips mit 80 CPU-Kernen ist - zumindest mittelfristig - nicht geplant. Stattdessen hält Intel vorläufig an dem Ziel fest, bis zum Ende des Jahrzehnts Prozessoren mit bis zu zehn Kernen verfügbar zu machen. Dennoch ist Intels Entwicklungschef Justin R. Rattner optimistisch und sagt, die neuen Chips "zeigen den Weg in eine baldige Zukunft, in der Teraflop-fähige Prozessoren allgegenwärtig sein werden."
Allerdings sollten sich Hardcore-Gamer und andere Leistungsanbeter nicht zu früh freuen. Intel deklariert den Teraflop-Chip ganz klar als Prototypen. Noch peilt der Hersteller mit solch massiven Multikern-Prozessoren nicht den Massenmarkt an. Stattdessen sollen derartige CPUs zunächst beispielsweise im wissenschaftlichen Bereich und im Finanzwesen und natürlich in Supercomputern zur Anwendung kommen.
Technologieplattform
Dennoch verfügt der 80-Kern-Chip über einige Features, die der Hersteller möglicherweise bald in die Serienfertigung von Chips mit zwei und mehr Kernen übernehmen könnte. Einer der größten Kritikpunkte an Intels aktueller Multi-Kern-Architektur ist nämlich, dass die Prozessorkerne auf dem Chip über einen sogenannten Front Side Bus miteinander verbunden sind. Das sei zu langsam, so die Kritiker. Auf dem neuen Chip sind die Kerne dagegen über eine Art Netzwerk miteinander verknüpft. Laut Intel lassen sich darüber Datenmengen im Bereich von einem Terabit pro Sekunde transferieren.
Für die Zukunft haben sich Intels Forscher allerdings weit höhere Ziele gesetzt. So wollen sie innerhalb der kommenden fünf bis zehn Jahre Forschungs-Chips mit Hunderten Kernen produzieren können. Und damit nicht genug, sie arbeiten an einer Art 3D-Speicher, der die Datenverarbeitungsgeschwindigkeit weiter nach vorne treiben soll.
Eine der wichtigsten Baustellen bleibt aber weiterhin die Software-Anbindung. Nur die wenigsten aktuellen Programme können Mehrkern-Prozessoren wirklich ausnutzen. Derzeit liegt der Ball daher bei den Software-Entwicklern. Erst wenn diese ihre Programme an die neue Technologie angepasst haben, wird man deren volles Potential wirklich ausschöpfen können.
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